Erster Frost im November: Ein Spaziergang mit der Kamera
Der November hat schon seine eigene, ruhige Atmosphäre, aber wenn der erste Frost kommt, fühlt sich die Welt gleich ein bisschen anders an. Die Luft ist klar, die ersten zarten Eiskristalle glitzern auf den Wiesen und Bäumen – und ich schnappte mir meine Jacke, schlüpfte in meine Stiefel und nahm die Kamera in die Hand. Der Novembermorgen hatte diesen frischen, fast schon geheimnisvollen Touch. Es war ruhig. So richtig still. Nur das Knirschen der ersten Eisschicht unter meinen Füßen und das leise Rascheln der abgefallenen Blätter begleiteten mich.
Der erste Frost hat etwas Besonderes. Alles, was in der Nacht noch lebendig war, hat sich nun unter einer zarten, weißen Decke versteckt. Die Grasspitzen glitzern wie winzige Kristalle, die Blätter sind starr und glänzen in der Sonne, die sich mühsam durch den Nebel schiebt. Selbst die Bäume wirken irgendwie eleganter, fast ein bisschen zerbrechlich, wenn sich die Kälte um ihre Zweige legt.
Meine Kamera kam sofort zum Einsatz, als ich die ersten Muster im Eis entdeckte. Kleine, filigrane Ranken, die sich in der Nacht auf dem Boden gebildet hatten, als ob sie von einer unsichtbaren Hand gezogen wurden. Eine gefrorene Pfütze, in der sich der Himmel spiegelt, oder die feinen Eiskristalle, die wie winzige Blumen auf den Ästen sitzen.
Ich hatte ein bisschen Angst, dass das Licht zu schnell verschwinden würde. Denn im November geht es ja schnell. Der Tag ist kurz, die Sonne lässt sich kaum blicken, und die Dämmerung zieht schon früh heran. Aber genau das macht die Farben in der Luft so besonders. Es ist dieser sanfte, bläuliche Ton, der alles überzieht und die Welt irgendwie weich und verträumt erscheinen lässt. Der Frost verstärkt das noch, weil er den ganzen Tag über im Sonnenlicht glitzert und leuchtet.
Man könnte meinen, der November sei ein bisschen traurig, grau und langweilig – aber der erste Frost zeigt uns, wie viel Schönheit in der Kälte steckt. Und wenn du dann noch eine Kamera dabei hast, siehst du plötzlich so viel mehr. Jeder Atemzug fühlt sich kälter an, aber auch klarer. Die Dinge kommen mehr in den Fokus, fast wie eine Linse, die uns zeigt, was wir sonst übersehen würden.
Als ich zurückkam, waren meine Fingerspitzen etwas kalt und meine Kamera ein bisschen beschlagen, aber die Bilder in meinem Kopf und auf der Speicherkarte waren es wert. Manchmal muss man einfach rausgehen, wenn der erste Frost kommt. Man weiß nie, was man dabei alles entdecken kann.